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Femizid – Die Angst, die sich gut verkauft

„Alle zwei Tage wird in Deutschland eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet.“
Ein Satz, der regelmäßig durch Talkshows, Ministerinnenreden und Social Media geistert. Ein Satz, der berührt, betroffen macht – und selten hinterfragt wird.

Aber was steckt hinter dieser Zahl? Wie groß ist die Gefahr tatsächlich? Und warum wird gerade dieses Thema so moralisch aufgeladen?

Ein Blick auf die Statistik

Zuerst die Zahlen:
Etwa 180 Frauen sterben in Deutschland pro Jahr durch Tötungsdelikte seitens (Ex-)Partnern. Bei rund 49 Millionen Frauen bedeutet das:

  • Jahresrisiko: 1 zu 273.000 oder 0,00037 %
  • Lebenszeitrisiko (über ca. 60 Jahre): etwa 0,022 %
  • Risiko pro Partnerschaft (durchschnittlich 3,8 Beziehungen im Leben): 0,0058 %
  • Statistisch tödlich wird es für eine Frau nach ca. 17.300 Partnerschaften (Erwartungswert = 1)
  • Das ist natürlich immer noch ein statistisch höheres Risiko als das des Absturzes bei einer Flugreise: Nach 11 Millionen Flugreisen wäre rein rechnerisch eine tödlich – im Durchschnitt.

So nüchtern das klingt – es geht nicht darum, etwas zu verharmlosen. Jeder einzelne Fall ist tragisch. Aber wer suggeriert, Frauen lebten in ständiger Gefahr, überzeichnet das statistische Risiko deutlich. Eine differenzierte Debatte braucht Fakten, keine Dramatisierung.

Was ist gefährlicher als ein Ex-Partner? Der Straßenverkehr.

Zum Vergleich:
Im Jahr 2023 starben in Deutschland rund 2.830 Menschen im Straßenverkehr.

  • Das entspricht einem Jahresrisiko von 0,0034 % – also fast zehnmal höher als das Risiko, durch einen (Ex-)Partner getötet zu werden.

Trotzdem fordert niemand einen eigenen Straftatbestand für „Autozid“. Verkehrstote werden als Teil eines komplexen Systems betrachtet – nicht als Ausdruck systemischer Gewalt. Warum also beim Thema Partnerschaft nicht genauso nüchtern?

Was bedeutet „Femizid“ wirklich?

Der Begriff „Femizid“ unterstellt: Frauen werden getötet, weil sie Frauen sind. Als Ausdruck struktureller Misogynie oder patriarchaler Machtverhältnisse. Doch die Kriminalstatistik zeigt ein anderes Bild: Die häufigsten Motive sind Eifersucht, Trennung, psychische Instabilität oder Drogen – nicht explizit frauenfeindliche Ideologien.

Trotzdem ist der Begriff „Femizid“ politisch wirksam.
Er erzeugt Betroffenheit. Er liefert ein klares Täter-Opfer-Schema. Und er ermöglicht es, komplexe Fälle in eine moralische Erzählung einzuordnen – ohne differenzierte Ursachenanalyse.

Braucht es einen eigenen Straftatbestand?

Immer wieder wird gefordert, „Femizid“ solle als eigener Tatbestand ins Strafrecht aufgenommen werden. Doch eine Tötung ist bereits heute strafbar – unabhängig vom Geschlecht des Opfers.

Ein zusätzlicher Paragraf würde das Gleichheitsprinzip des Rechtsstaats infrage stellen: dass alle Menschen vor dem Gesetz gleich sind – ob Mann oder Frau, alt oder jung. Eine Sonderbehandlung suggeriert, der Mord an einer Frau sei „schlimmer“ als der an einem Mann. Das wäre kein Fortschritt – sondern Symbolpolitik.

Warum wird gerade dieses Thema so stark politisiert?

Weil es emotional greifbar ist. Weil es sich medial gut erzählen lässt. Und weil es in eine gesellschaftliche Erzählung passt, in der Frauen als besonders schutzbedürftig, Männer als potenzielle Täter gelten.

Das Problem dabei: Wer den Begriff „Femizid“ verwendet, spart oft strukturelle Faktoren aus – etwa psychische Erkrankungen, kulturelle Hintergründe, soziale Isolation oder eskalierende Beziehungskonflikte. Die komplexe Realität wird durch ein vereinfachtes Feindbild ersetzt.

Und wie steht es um Männer als Opfer?

Auch Männer sterben durch Gewalt – häufiger als Frauen. Auch sie erleben Beziehungsgewalt. Auch sie begehen deutlich öfter Suizid, leben kürzer und arbeiten in gefährlicheren Berufen.

Doch in der öffentlichen Wahrnehmung spielen sie kaum eine Rolle. Die Debatte fokussiert sich fast ausschließlich auf weibliche Opfer. Das schafft ein Ungleichgewicht, das einer sachlichen Auseinandersetzung nicht gerecht wird.

Was wäre stattdessen nötig?

  • Früherkennung und niedrigschwellige Hilfsangebote
  • Interdisziplinäre Präventionsarbeit
  • Stärkung des Rechtsstaats – ohne ideologische Schieflage

Denn Gewalt in Beziehungen ist real. Tragisch. Und nicht geschlechtsspezifisch. Wer sie wirksam bekämpfen will, muss Ursachen verstehen – nicht Narrative bedienen.

Fazit:
Weniger Empörung, mehr Analyse.
Weniger Schlagzeilen, mehr Lösungen.
Denn Angst ist ein schlechter Ratgeber – auch in politischen Debatten.

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