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„Stell dir vor …“ – der wichtigste Satz im modernen Feminismus

„Stell dir vor, dein Partner bringt sich um.“
„Stell dir vor, du bekommst weniger Gehalt – nur weil du eine Frau bist.“
„Stell dir vor, du wirst nicht ernst genommen, weil du ein Kind erwartest.“

Der moderne Feminismus liebt diesen Einstieg. Kein Statement, keine Diskussion, kein Vortrag ohne die magische Formel: „Stell dir vor …“

Warum? Weil dieser Satz weniger erklären will – und mehr fühlen lassen. Er ist kein Argument, er ist ein dramaturgischer Hebel. Kein Faktencheck, sondern ein moralischer Shortcut.

Emotion schlägt Information

„Stell dir vor …“ umgeht die Diskussionsebene. Er fordert nicht zum Abwägen auf, sondern zum Einfühlen. Wer widerspricht, wirkt gefühllos. Der Satz baut keinen Dialog auf, sondern ein moralisches Hochhaus: oben die Opfer, unten alle anderen.

Er ist die sprachliche Version eines Filmschnitts mit trauriger Musik. Du sollst nicht nachdenken – du sollst betroffen sein.

Suggestion statt Realität

„Stell dir vor“ braucht keine Belege. Es reicht, wenn du es dir vorstellen könntest. Ob der beschriebene Fall real ist, häufig oder statistisch relevant – spielt keine Rolle.

Beispiel:
„Stell dir vor, du bekommst weniger Gehalt, weil du eine Frau bist.“
Das klingt empörend. Nur: Ist es auch wahr?
Lohnunterschiede existieren, ja. Aber oft erklären sich diese durch Branchen, Teilzeit, Elternzeiten, Jobwahl. Trotzdem zieht der Satz, weil er das Gefühl von Ungerechtigkeit auslöst – und nicht deren Beweis führen muss.

Die rhetorische Falle

Die Kraft des Satzes liegt in seiner Unerbittlichkeit: Widerspruch wirkt schnell kalt, zynisch oder ignorant. Wer sagt:
„Ich kann mir das so nicht vorstellen“
steht sofort unter Rechtfertigungsdruck.

Denn wer sich etwas nicht vorstellen will, macht sich verdächtig. Dabei wäre genau das nötig: die gedankliche Distanz, die kritische Reflexion.

Empathie als Waffe

Was wie eine Einladung zur Empathie wirkt, ist oft ein Trick zur Emotionalisierung.
„Stell dir vor …“ ist kein Gesprächsangebot, sondern ein Monolog in deinem Kopf.
Du wirst zur Projektionsfläche gemacht – nicht zum Gesprächspartner.

In der Rhetorik nennt man das: emotional framing.
Du fühlst zuerst – und denkst später, wenn überhaupt.

Die Rückseite der Medaille

Was passiert, wenn Männer mit „Stell dir vor …“ antworten?
„Stell dir vor, du verlierst deine Kinder nach der Scheidung.“
„Stell dir vor, du wirst für toxisch gehalten, weil du männlich bist.“
„Stell dir vor, niemand interessiert sich für deine psychische Belastung.“

Plötzlich kippt die Stimmung.
Jetzt heißt es schnell: „Nicht relativieren!“, „Das ist Whataboutism!“, „Bleib beim Thema!“
Denn „Stell dir vor …“ ist kein offener Rahmen – sondern ein Monopol auf Betroffenheit.

Die Frage, die bleibt

Was wäre, wenn wir aufhören würden, uns alles vorzustellen – und stattdessen anfangen, hinzusehen?
Was wäre, wenn wir die reale Komplexität von Gesellschaft ernst nehmen – statt in emotional aufgeladenen Kurzsätzen zu denken?
Was wäre, wenn wir auf Augenhöhe diskutieren – statt moralische Überlegenheit zu simulieren?

„Stell dir vor …“ ist eine Moralkeule

Es ist der wichtigste Satz im modernen Feminismus – nicht, weil er so wahr ist, sondern weil er so wirkt.
Er ersetzt den Beweis durch Betroffenheit, das Argument durch Einfühlung, die Realität durch Vorstellungskraft.

„Stell dir vor …“ ist ein Satz, der zum Schweigen bringt, nicht zum Denken anregt.
Ein Satz, der dich nicht überzeugt – sondern dich emotional überrumpelt.

Und genau deshalb ist er so beliebt.

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